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Was uns als in Sachsen lebende Künstler*innen aktuell bewegt

Künstler*innen & Arbeiten

Die politisch aufgeheizte Stimmung vor den Wahlen und die Erwartungen und Sorgen der Menschen – uns eingeschlossen –, haben uns veranlasst, über Sachsen und das öffentliche Bild von Sachsen nachzudenken. Als Künstler*innen reagieren wir mit individuell erarbeiteten Themen, zeitgenössischen künstlerischen Strategien und neuen Medien: Wir setzen diesem, in unseren Augen, zu einseitigem und oft negativem (medialen) Bild Sachsens von außen eine wertschätzende Auseinandersetzung mit Sachsen von innen entgegen.

Mit dem Ausstellungstitel „Kein schöner ____ in dieser Zeit“ verweisen wir, weil das Nationalgefühl (allerdings nicht nur in Sachsen) zu erstarken scheint, auf ein populäres, idealisierendes Heimatlied. Mit der gesetzten Leerstelle hingegen möchten wir dafür sensibilisieren, sich mit anderen Entwürfen des gesellschaftlichen Miteinanders zu beschäftigen, als den derzeit zu oft propagierten, die auf völkischen Idealen basieren. Damit wollen wir anregen, Möglichkeiten des gemeinschaftlichen Lebens im ländlichen Raum neu zu denken.

Bea Nielsen

Nielsen hat bis 2012 Kunst am Caspar-David-Friedrich-Institut in Greifswald studiert. Seit 2016 lebt und arbeitet sie freischaffend in Leipzig. Ihre Arbeiten sind oft biografisch motiviert und rücken existenzielle Fragen in den Mittelpunkt. Sie experimentiert mit verschiedenen Formen der Fotografie, Texten, Malerei und Objekten. Ihr künstlerischer Werdegang umfasst zahlreiche Ausstellungen in Greifswald, Berlin und Leipzig. Fotografien von ihr befinden sich in Privatsammlungen.

Für ihre fotografische Arbeit „Sichtnah“ hat Bea Nielsen die Städte der Ausstellungstour und die Lausitz in Sachsen besucht. Inhaltlich legt die Künstlerin den Fokus auf die Angst vieler Menschen vor einer vermeintlichen Überfremdung Sachsens durch kulturelle Einflüsse von außen. So macht Nielsen mit ihren Fotografien Schnittstellen sichtbar, an denen verschiedene Kulturen alltäglich aufeinandertreffen, ohne bewusst wahrgenommen zu werden. In „Heimat ist ein Gefühl“ hat die Künstlerin Menschen entlang der Via Regia porträtiert und unter anderem nach ihrem Glauben befragt.

Paul Altmann

Altmann absolvierte 2017 ein Meisterschülerstudium an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in der Klasse Bildende Kunst bei Prof. Helmut Mark. Er arbeitet in den Bereichen Fotografie, Konzept, Video, Text und Objekt. Der Künstler hat deutschlandweit an zahlreichen Ausstellungen teilgenommen und publiziert seit 2011 regelmäßig. In seinen Arbeiten untersucht er unter anderem Grenz-ziehungen und ihre Bedeutungen sowie den Grad der Selbstbestimmung, den wir ihnen gegenüber einnehmen können. Altmann lebt und arbeitet in Leipzig

Paul Altmann setzt sich in seiner Arbeit mit Raum und Grenzen auseinander. Wie viel Land steht jedem*r Bürger*in zu und wie viel Selbstbestimmung hat er*sie über diesen Raum? Altmann zeichnet dafür im öffentlichen Raum in Form einer Performance einen Umriss von 74 Metern Durchmesser, der auf der Grundlage der Bevölkerungsdichte Deutschlands ermittelt wurde. Die Linie wird mit Kreide aufgebracht und verändert sich durch die äußeren Bedingungen – ein wesentlicher Aspekt der konzeptuellen Arbeit. Ein Wandplakat liefert das Luftbild der Aktion mit dem Kreis im öffentlichen Raum. Eine Handlungsanweisung regt die Besucher*innen zum Markieren des eigenen Raums an.

Isaak Broder

Broder hat ein Meisterschülerstudium bei Bogomir Ecker an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig absolviert. Seit 2010 ist er als freischaffender Künstler in Berlin und ab 2014 in Leipzig tätig. Im selben Jahr gründete er das BB Labor, Ort für analoge Fotografie in Leipzig; zum einen Produktionsort für hochwertige analoge Schwarzweiß- Fotografie, zum anderen ein temporärer Ausstellungsraum für zeitgenössische Kunst. Selbst ausgestellt hat Broder unter anderem in Berlin, Braunschweig, Köln und Karlsruhe sowie New Mexico. Aktuell arbeitet er intensiv an symbolhaften Bildzusammenstellungen und untersucht bildnerische Erinnerungsräume, die zum Nachdenken über die Bedeutung und Bewahrung unserer Landschaften anregen.

Isaak Broder nähert sich dem Begriff Kultur durch die Auseinandersetzung mit der Natur als gestalteter Kulturlandschaft und der Frage danach, wie unser Umgang mit ihr uns beeinflusst. Sein Haupt-Ausdrucksmedium, die Fotografie, stellt heutzutage ein schnelles, kostengünstiges und populäres Medium dar und schafft ohne große Vorbehalte Berührungspunkte zwischen bildenden Künstler*innen und der Bevölkerung. Deshalb möchte Broder die Ausstellungsbesucher*innen in seine Arbeit einbeziehen und lädt sie ein, unter seiner Anleitung selbst zu fotografieren und ihre Bilder der Ausstellung hinzuzufügen.

unofficial.pictures

Frieder Bickhardt und Rafael Brix studierten beide zunächst Fotojournalismus & Dokumentarfotografie an der Hochschule Hannover und nahmen dann an den internationalen Semestern Photojournalism sowie Advanced Visual Storytelling an der Danish School of Media and Journalism in Aarhus teil. Seit Anfang 2016 arbeiten sie zusammen in Leipzig als unofficial.pictures. Sie sehen sich als Plattform, die Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen Fotografie und Film zum Erzählen von Privatem und Politischen zugänglich machen will.

Das Künstlerduo unofficial.pictures, bestehend aus Rafael Brix und Frieder Bickhardt, konzipiert eine Wandzeitung, die in einer Auflage von 300 Stück auch vor Ort mitgenommen werden kann. In ihr thematisieren sie auf vielschichtige Weise die Diskurse, die sich aus der Frage des Zusammenlebens von Menschen unterschiedlicher gesellschaftlicher Milieus und Herkünften ergeben. Am Beispiel der Leipziger Eisenbahnstraße und deren medialer Repräsentation zeigen sie kritisch auf, wie aus komplexen Prozessen, Meinungen und Weisen des Kontakts zwischen Menschen ein vereinfachtes Bild produziert werden kann.

Julia Peters

Peters absolvierte 2013 ein Studium der Kunstpädagogik, Kunstgeschichte, Psychologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München mit dem Magister Artium. Seit 2015 studiert sie Freie Kunst an der Bauhaus Universität Weimar auf Diplom. In ihren Arbeiten thematisiert sie in den Bereichen Malerei, Installation und Konzeptkunst inner- und zwischenmenschliche Beziehungen. Sie nahm an Ausstellungen in verschiedenen Städten, unter anderem in Zürich, Berlin und München teil.

Julia Peters Arbeit „Die Sicht der Dinge“ ist eine von zwei Seiten begehbare Installation aus einem Wandstück und einem sich darin befindlichen Fenster, das die Durchsicht auf die Umgebung und Szenerie jedoch nur in eine Richtung ermöglicht. Auf der anderen Seite erwartet die Ausstellungs besucher*innen an gleicher Stelle ihr eigenes Spiegelbild. Der Ausschnitt und die Menschen, die durch das Fenster betrachtet werden können, ändern sich dabei stetig und von Ort zu Ort, so wie auch der Hintergrund, vor dem sich die Besucher*innen sehen. So werden Umgebung und die verschiedenen Menschen Teil der Installation, die dabei selbst jeweils eine andere Aussicht preisgibt.
Sophie Stephan

Die Künstlerin erwarb 2013 ihr Diplom mit dem Schwerpunkt Medienkunst an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig. Seitdem ist sie als Videographin, Kunstvermittlerin und Filmschaffende tätig. Ihre Arbeit an den Schnittstellen zwischen Kunst, Kunst-vermittlung und medienpädagogischen Projekten impliziert partizipatives, künstlerisches Forschen, das die gesellschaftliche Teilhabe unterstützt. Als freischaffende Künstlerin realisiert sie vorwiegend konzeptuelle Arbeiten, die je nach Kontext und Thema in Form von Videos, Performances, Fotografien, aber auch partizipativen Projekten realisiert werden.

Die installative Arbeit „Annäherung“ der Künstlerin Sophie Stephan beschäftigt sich mit Angelika, einer Frau, die ihre Tochter zu DDR-Zeiten durch Zwangsadoption verlor und in den Nullerjahren durch die Fernsehsendung „Nur die Liebe zählt“ wiederfand. Es ist ein Blick auf biografische Aspekte eines Lebens, das stark vom SED-Regime gezeichnet wurde. Die künstlerisch-dokumentarische Arbeit nähert sich sensibel dem Gefühl der Ohnmacht, des Unwissens, dem Fragmenthaften der Erinnerung und der langen Zeitspanne zwischen Verlust und Wiedersehen an.

Die Tourdaten

22. – 29. August Döbeln / Niedermarkt
02. – 08. September Weißwasser
15. – 21. September Annaberg-Buchholz
22. – 28. September Hoyerswerda / Kulturfabrik